Ein abenteuerlicher Fall von Regulierung

Ein abenteuerlicher Fall von Regulierung

Vollständig umgewöhnen müssen Sie sich bei der Anbieterwahl, denn Sie haben keine Wahl. Um das zu erklären müssen wir zurückgehen in das Jahr 1984. Damals wurde das Breitbandkabelnetz der Deutschen Bundespost privatisiert. Die von der Bundespost abgespaltene Deutsche Telekom gliederte den Betrieb des Breitbandkabels in eine neue Gesellschaft aus: Kabel Deutschland. Ein Monopol der Kabel Deutschland bis zum Verbraucher war von der Politik nicht erwünscht. Außerdem protestierten mittelständische Unternehmen, die an der Installation der Kabelanschlüsse gut verdienten.

Deshalb teilte Postminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) den Kabelbetrieb in vier Netzebenen. Interessant sind für uns nur die Netzebenen 3 und 4. Die dritte Ebene bezeichnet das Kabelverteilnetz. Die vierte und letzte Ebene bilden die Hausverteileranlagen. Nach einem Konzentrationsprozess entstanden folgende große Gesellschaften: Kabel Deutschland, Kabel Baden-Württemberg und Unitymedia (entstanden aus den Anbietern iesy und ish). Diese drei Firmen sind Anbieter der Netzebenen 3 und 4 gleichzeitig. Das heißt, sie versorgen auch die Haushalte mit Kabel. Gleichzeitig bedienen sie andere Anbieter der Netzebene 4 mit ihren Kabelnetzen.

Neben den großen Anbietern tummeln sich auf dem regionalen Kabelmarkt derzeit 8.000 regionale Unternehmen, die rund 12 Millionen Kabelkunden betreuen. Die Zahlen nennt ihr Interessenverband FRK (Fachverband Rundfunkempfangs- und Kabelanlagen), in dem 155 dieser 8.000 Unternehmen mitarbeiten. Von diesen 155 Unternehmen bieten nach Angaben von FRK-Geschäftsführer Ralf Berger 30 bis 40 Prozent Triple Play an. Berger schätzt, dass der Anteil der Internetanbieter an der Gesamtheit der Kabelunternehmen ähnlich groß ist.

An der Vielzahl der Anbieter liegt es, dass die Kabelanbieter bisher kaum offensiv um die deutschen Breitbandkunden geworben haben. Technisch sind aber auch kleine Kabelanbieter auf der Höhe der Zeit. So bezeichnet sich der regionale Anbieter RFT-Brandenburg in der Stadt Brandenburg an der Havel, als ersten Anbieter von Triple Play im Bundesland Brandenburg. Viele regionale Kabelversorger besitzen mittlerweile eigene Verteilernetze und sind damit gleichzeitig in die Netzebene 3 vorgestoßen.

Im Fernsehangebot unterscheiden sich die Kabelanbieter nicht. Die Landesmedienanstalten (LMA) legen das Programmangebot fest. In ihren Händen liegt auch die Regulierung des Kabelmarktes. Die Bundesnetzagentur hat in diesem Bereich nichts zu sagen.

Unterschiede gibt es in den verfügbaren Geschwindigkeiten. In vielen Regionen der Bundesrepublik geht oberhalb von 4 Mbit/s nichts mehr. Die Geschwindigkeit liegt einerseits an der technischen Hausanschlüsse, andererseits aber auch an den Signalanbietern der Netzebene 3. Der größte Anbieter, Kabel Deutschland, hat gerade erst eine Aufstockung der Leistung auf 30 Mbit/s angekündigt und bestätigt, dass diese Leistung auch anderen Anbietern der Netzebene 4 zur Verfügung steht, die von Kabel Deutschland mit Netzsignalen versorgt werden.