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Die Schattenseite der T-Online Flatrate

27.05.2000 von
Die Initiative "Internet ohne Taktung" sieht sich durch die Einführung des neuen Tarifmodells von T-Online bestätigt. "Obwohl die Telekom lange Zeit rigoros einen solchen Tarif abgelehnt hat, sieht sich der Onlinedienst nun gezwungen, einen solchen Tarif einzuführen", so Philipp Sudholt, Sprecher der Initiative.

Stark kritisiert Sudholt jedoch die Bedingungen, unter denen diese Flatrate angeboten wird. "Dass T-Online einen solchen Tarif anbieten kann, ist nur durch die enge Verflechtung zwischen dem ehemaligen Monopolisten und seiner Online-Tocher möglich". Laut Telekom-Angaben bezahlt T-Online noch immer im Minutentakt an den Mutterkonzern Deutsche Telekom, dem die für den Internetzugang so wichtigen Ortsnetzleitungen gehören. "Ab einer Nutzungsdauer von 40 Stunden fährt der Onlinedienst einen Verlust ein, da die Verbindungen ab einer solchen Stundenzahl nicht mehr von dem Pauschalpreis gedeckt werden" so Sudholt. Dass T-Online dennoch einen solchen Tarif anbieten kann, erklärt sich Sudholt dadurch, dass die Verluste, die T-Online bei den Verbindungsentgelten einfährt, der Muttergesellschaft zugute kommen.

"Und die Mutter zahlt es in Form von Werbeplatzierungen zurück", so Sudholt kritisch. Besorgt äußert er sich zu der Tatsache, dass unabhängige Provider diese Möglichkeit nicht haben. "Alle Provider, die das Risiko dieser Mischkalkulation eingehen, ohne eine Muttergesellschaft im Rücken zu haben, werden nicht am Markt bestehen können" meint Sudholt und verweist auf die zahlreichen Versuche, einen solchen Tarif am Markt zu etablieren.

Notwendig ist nach Ansicht der Initiative "Internet ohne Taktung" die Möglichkeit, dass alle Provider, eine solche Flatrate anbieten können. "Erst wenn auch auf dem Flatrate-Markt Wettbewerb herrscht, werden erschwingliche Pauschaltarife von deutlich unter 50 DM möglich werden. Alles darüber ist kein attraktives Massenprodukt", so Sudholt weiter. Doch Voraussetzung dazu ist, dass Internetprovider bei der Telekom pauschal Ortsnetzkapazitäten einkaufen können. Sudholt verweist in diesem Zusammenhang auf die Vorbildfunktion des britischen Telekommunikationsmarktes. Dort ist die British Telecom nun verpflichtet worden, an die Wettbewerber Ortsnetzkapazitäten zu verkaufen. "Eine wirklich erschwingliche Flatrate zum Preis von deutlich unter 50 DM wird dort somit Realität", erklärt Sudholt und definiert gleichzeitig damit das Ziel der Initiative: "Solange es keinen massenfähigen Pauschalzugang für alle gibt, wird unsere Initiative weiterkämpfen".

Auf die Telekom Flatrate haben u.a. NGI, AddComm und Versatel mit der Ankündigung ähnlicher Angebote reagiert. Wie diese genau aussehen, wird in den nächsten Wochen bekannt gegeben.