Seite bewerten:
100%
0%

Internet-Steuer am Arbeitsplatz nicht vom Tisch

06.08.2000 von
Eigentlich sollte die Besteuerung der privaten Internet-Nutzung am Arbeitsplatz bereits vom Tisch sein. Doch tatsächlich gilt der so genannte Telefonkostenerlass seit dem 1. Juli. Allerdings werden die Vorschriften zur Internet-Steuer erst am 1. Januar 2001 in Kraft treten. Das Bundesfinanzministerium (BMF), das sich Mitte Juli nach einem Proteststurm noch von den Vorschriften distanziert hatte, erklärte jetzt, der Erlass könne nur von Bund und Ländern gemeinsam geändert werden. "Wir denken aber darüber nach, wie wir unnötige Erschwernisse für die Unternehmen verhindern können", sagte Ministeriumssprecher Torsten Albig der Financial Times Deutschland. Die Bundesregierung werde auf die Länder und die Wirtschaft zugehen, um eine praxisgerechte Lösung zu erreichen. Die Politik wolle sich nicht dem Vorwurf aussetzen, durch kleinliche Vorschriften die Durchsetzung des Internets in der Wirtschaft zu behindern. Die Referatsleiter Einkommensteuer aus den Finanzministerien von Bund und Ländern werden den Erlass möglicherweise schon auf ihrem nächsten Treffen im September nachbessern. Sie hatten im April auch die jetzige Fassung vorbereitet.

BMF-Sprecher Albig sagte, es liege auf der Hand, dass Angestellte in Unternehmen, die eine Internet-Standleitung hätten, durch privates Surfen keine zusätzlichen Kosten verursachten. In solchen Fällen müssten die Arbeitnehmer keinen so genannten geldwerten Vorteil versteuern. Der Arbeitgeber müsse in solchen Fällen die Internet-Nutzung auch nicht kontrollieren. Außerdem fielen 99 Prozent aller Fälle unter die Bagatellgrenze für geldwerte Vorteile von 50 DM im Monat.

Für die Wirtschaft stellen sich die Probleme indes nicht so harmlos dar. Berthold Welling, Steuerexperte beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): "Das Argument zeigt nur, wie weit die im Ministerium von der Praxis entfernt sind." Die 50-DM-Grenze werde häufig schon durch andere Zuwendungen des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer ausgeschöpft. Zudem müsse der einzelne Angestellte allein schon deshalb kontrolliert werden, um festzustellen, wie hoch seine Internet-Kosten tatsächlich sind. Ein Entgegenkommen für Unternehmen mit Internet-Standleitung würde der BDI zwar begrüßen, Welling weist aber darauf hin, dass dies nur Großunternehmen betrifft. Der Mittelstand hätte weiterhin unter der Bürokratie zu leiden.

Was die Kontrollen kosten würden, rechnet der BDI in einer Eingabe vor, die er gemeinsam mit fünf weiteren Spitzenverbänden der Wirtschaft Anfang kommender Woche den Finanzministerien von Bund und Ländern schicken wird. Der BDI kommt auf Kosten von 50 bis 80 DM pro Monat und Mitarbeiter. Selbst wenn ein Angestellter für 60 DM privat surft, ergäbe sich selbst bei einem Steuersatz von 40 Prozent lediglich eine Lohnsteuer von 24 DM - und damit deutlich weniger als die Kontrollkosten. In der Eingabe heißt es, ein solches Verfahren "würde nicht durchgesetzt, wenn der Verwaltungsaufwand nicht von der Wirtschaft erbracht werden müsste". Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit werde eindeutig verletzt.

Auch die steuersystematische Begründung hält die Wirtschaft für "konstruiert". Die Internet-Nutzung am Arbeitsplatz habe "keinen Entlohnungscharakter". Die Spitzenverbände erheben gar den Vorwurf, der Erlass verletze das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz. Protokollierung und Auswertung des Surfens im Internet "wäre illegal". Dass der Erlass nachgebessert werden muss, ist auch den Landesregierungen klar. Im hessischen Finanzministerium sieht man die "Praxistauglichkeit kritisch". Baden-Württemberg ist "offen für Lockerungen der Aufzeichnungspflichten". Und im nordrhein-westfälischen Finanzministerium setzt man sich sogar dafür ein, die private Internet-Nutzung am Arbeitsplatz gänzlich steuerfrei zu stellen.

Auch der Staatsminister im Kanzleramt, Hans Martin Bury (SPD), will auf das Bundesfinanzministerium einwirken, damit das Internet aus dem Erlass herausgenommen wird. Abgesandte des BDI waren Anfang Juni im Hause Schröder vorstellig geworden, um vor zusätzlicher Bürokratie zu warnen. Es gibt allerdings auch Unternehmer, denen der Erlass ganz recht kommt. Nach ihrer Beobachtung ist die Produktivität ihrer Mitarbeiter durch das Internet nicht gestiegen, sondern gesunken. Sie erhoffen sich eine "disziplinierende Wirkung".
Aktuelle News
Digitale Zahlungsmittel im Vergleich: Diese Optionen bieten Anonymität und Sicherheit

04.12.2025: Bild: freepik.com/ijeab Online-Zahlungen gehören längst zum Alltag. Gleichzeitig steigt das Bedürfnis vieler ...weiter

BLACK WEEK 2025 bei freenet: Die beste Shoppingwoche des Jahres startet jetzt!

19.11.2025: Es ist wieder soweit: freenet eröffnet die Black Week und bringt die besten Deals des Jahres direkt zu ihren ...weiter

Samsung streicht Galaxy S Edge-Reihe

18.10.2025: Bild: Samsung Samsung streicht Galaxy S Edge-Reihe nach enttäuschendem S25-Modell Lange Zeit ...weiter

So gelingt der professionelle Online-Auftritt: Domain, Hosting und Sicherheit im Überblick

13.10.2025: Bild: freepik.com/rawpixel.com Eine funktionierende und professionelle Webpräsenz ist heute für nahezu jedes ...weiter

20 Jahre klarmobil: Neue Aktionstarife

24.09.2025: klarmobil feiert seinen 20 jährigen Geburtstag mit Aktionstarifen – und zwar noch bis 30.09., 23:59 Uhr ...weiter

DR.SIM reduziert die Preise

23.09.2025: Dr. SIM reduziert die Preise bei DR.SIM! Ab sofort gibt es den 100GB Tarif (Laufzeit 1 Monat oder 24 ...weiter

crash-Deal! Monatlich kündbare 20GB 5G Allnet Flat im Top D-Netz für nur 6,99€

11.09.2025: Ab sofort startet bei Crash eine starke Aktion im Top 5G D-Netz. Ab sofort gibt es 20 GB 5G für nur 6, ...weiter

Aktionstarife: klarmobil wird 20 Jahre alt

10.09.2025: klarmobil wird 20 Jahre alt! Grund genug für den Mobilfunk-Discounter, den Geburtstag ganz im Sinne seiner ...weiter

weitere News